Der S-ICD: ein großer Schritt in der Defi-Technologie

Defibrillatoren in verschiedenen Größen. Sie werden immer kleiner und dünner.© I. Kamelle-NiesmannEin großer Schritt in der Weiterentwicklung der Defi-Therapie sei zudem der vollständig subkutane Defibrillator, kurz S-ICD. „Sowohl dessen Aggregat als auch dessen Sonden liegen unmittelbar unter der Haut, so dass die Sonden nicht durch Venen oder Gefäße geführt werden müssen.“ Allerdings habe der S-ICD den Nachteil, eben keine Signale direkt aus dem Herzen empfangen zu können und auch für sich genommen nicht stimulieren zu können. Anders ausgedrückt: Der S-ICD hat keine Schrittmacherfunktion und kann Herzrhythmusstörungen nicht durch eine Überstimulation schmerzlos beenden. Für die Therapie gefährlicher Herzrhythmusstörungen sieht Professor Mönnig hier jedoch Perspektiven – denn mittlerweile kann man S-ICD mit einer sogenannten Kardiokapsel kombinieren, die im Herzen lokalisiert ist und von dort Signale an den S-ICD überträgt. Hinzu kommt, dass die Kardiokapsel auch für sich genommen im Herzen selber stimulieren und möglicherweise sogar überstimulieren kann. Professor Mönnig implantierte diesen „kleinsten Herzschrittmacher der Welt“ 2018 zum ersten Mal selbst. Zum Vergleich: Die Kardiokapsel ist zehnmal kleiner als ein üblicher Schrittmacher und damit nur wenig größer als eine Ein-Euro-Münze. Sie wird minimal-invasiv in die Herzkammer eingebracht und dort mit winzigen Titanärmchen befestigt. Es braucht also dazu weder Elektroden, noch ist es erforderlich, operativ einzugreifen und eine Tasche unter der Haut zu legen. Auch die Lebenszeit ihrer Batterie ist mit geschätzten zehn Jahren hoch. Hinzu kommt, dass die Kardiokapsel für MRT-Untersuchungen zugelassen ist. Ein großer Vorteil, denn für Menschen mit „klassischen“ transvenösen Defis ist dieses Bildgebungsverfahren nicht – oder nur unter ganz bestimmten Bedingungen – möglich.

Engagierte Fragerunde

Prof. Mönnig und Dr. Florian Reinke beantworten die Fragen der Zuhörerenden© I. Kamelle-NiesmannZur Verdeutlichung reicherte Professor Mönnig seine Ausführungen mit zahlreichen Videos an. Außerdem konnte und durfte herzhaft gelacht werden, was die ohnehin fröhliche Grundstimmung der Tagung nur noch verbesserte. So scheute sich im Anschluss auch niemand, individuelle Fragen zu stellen. Mit auf das Podium nahm Professor Mönnig dazu Dr. med. Florian Reinke, der am UKM den deutschlandweit ersten S-ICD überhaupt implantierte. Die beiden Kardiologen kennen sich gut, denn Professor Mönnig begann seine medizinische Laufbahn nach dem Medizinstudium in Münster am UKM – zuletzt als stellvertretender Leiter der Abteilung Rhythmologie. 2018 wechselte er an seine jetzige Position in Bad Rothenfelde. 2020 berief ihn die Deutsche Herzstiftung außerdem als Mitglied in ihren Wissenschaftlichen Beirat.

Der Defi als Freund

Sebastian Schallenberg bedankt sich im Namen der Defi-Liga bei Prof. Dr. Mönnig© I. Kamelle-NiesmannAuf die Frage, was Professor Mönnig Menschen mit Defi als wichtigsten Rat oder als wichtigste Unterstützung mit auf den Weg geben möchte, sagte er im Anschluss an seinen Vortrag: „Als Arzt weiß ich, dass der Defibrillator Patienten vor gefährlichen Situationen wie einem Kreislaufstillstand schützt. Und das, denke ich, sollte Patientinnen und Patienten immer wieder im positiven Sinn bewusst gemacht werden. Damit eben Ängste vor gefährlichen Situationen sowohl für den Patienten als auch für die Familie genommen werden und ein möglichst normales Leben wieder möglich wird. Das heißt also: Patientinnen und Patienten sollten bitte keine Angst vor dem Defibrillator haben, denn er ist ihr Freund.“